Der Politik-Blog
Erdowie, Erdowo, Erdowahn?
Wahrscheinlich hat momentan jeder von dem Vorfall mit Jan Böhmermann erfahren. Für diejenigen, die es nicht wissen, hier noch einmal in Kürze: Am 31. März las Jan Böhmermann in der Sendung „Neo Magazin Royale" auf ZDF Neo ein Satiregedicht vor, das den türkischen Präsidenten Erdogan kritisiert und beleidigt. Das Gedicht war eine Reaktion auf die Einbestellung des deutschen Botschafters in die Türkei nach der Veröffentlichung des Liedes „Erdowie, Erdowo, Erdowann". Vor dem Vorlesen des Gedichtes betonte Böhmermann mehrere Male, dass so etwas in unserem Land erlaubt ist und kein ausländischer Politiker könnte uns das nehmen. Doch etwas wie eben jenes vorgelesene Gedicht dürfte man nicht machen, sagte er ausdrücklich.
Daraufhin erhob Erdogan Anzeige gegen Böhmermann, was mit Bezug auf den Paragraphen 103 des Strafgesetzbuches („Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes") in Deutschland auch genehmigt wurde. Aktuell läuft also ein Strafverfahren gegen Böhmermann wegen eines Gedichts, das er als Beispiel für nicht erlaubte Schmähkritik nutzte. Mit Bezug auf einen Paragraphen, der noch innerhalb diesen oder nächsten Jahres aus dem Strafgesetzbuch entfernt werden soll. Nicht wenige Bürger vermuten, dass die Einleitung eines solchen Verfahrens nur aufgrund des aktuellen Abkommens zwischen Merkel und Erdogan in der Flüchtlingskrise möglich ist. Denn in Deutschland herrscht immer noch eine Presse- und Meinungsfreiheit, die uns nicht genommen werden darf. Besonders dann nicht, wenn etwas nur als Satire-Beispiel dient. Da kommt die Frage auf, was Satire eigentlich darf. Oder eher, wieso Erdogan so empfindlich ist. Schon seit jeher wird in unserem Land der ein oder andere schlechte Witz über Politiker gerissen und es war auch seit jeher in Ordnung. Doch da Erdogan uns bei der „Bewältigung der Flüchtlingsmassen hilft" und er einen Witz auf seine Kosten wohl nicht so gut verkraftet, muss eben etwas getan werden. In einem Land, in dem vor einem Jahr auch Politiker schrien, dass das Satire-Magazin Charlie Hebdo mit ihrer Karikatur des Propheten Mohammed nichts Verwerfliches getan und sein Recht auf Pressefreiheit genutzt habe. Selbst Janis Varoufakis, griechischer Wirtschaftsminister und ehemaliges „Opfer" von Böhmermanns Satire, versteht nicht, weswegen der Satiriker so in der Kritik steht und stellt sich auf dessen Seite. Wenn selbst ein umstrittener Mann wie Varoufakis hinter Jan Böhmermann steht, bleibt zu hoffen, dass unsere Politiker sich nicht wieder einmal bei einer Mimose wie Erdogan einschleimen wollen und einsehen, dass es in Deutschland nichts Anstößiges und unser gutes Recht ist, auf Missstände eines Politikers oder eines gesamten politischen Systems mit etwas darauf hinzuweisen, was jeder Mensch versteht: Humor. Für alle, die das Gedicht von Herrn Böhmermann noch nicht kennen, gibt es hier einen Link zum nochmal anschauen. Autorin: Celine F. |
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